Geschichte eines Stadttores

Die Ulrepforte war Teil der mittelalterlichen Mauer (3. Stadterweiterung) der freien Reichsstadt Köln. Sie liegt in der Nähe der früheren Gemarkungsgrenze zwischen dem Bezirk des Severinsklosters (Stift Severin) und dem Bezirk des Klosters St. Pantaleon (Benediktiner-Abtei) im südwestlichen Bereich der Stadt. Als Stadttor ca. 1230 gebaut, hat die Ulrepforte diese Funktion nicht lange wahrgenommen. Sie lag an keiner der damals wichtigen Strassen, welche die Stadt Köln mit dem Umland verbanden (wie z.B. Severinstraße, Weyerstraße (heute: Luxemburger Straße), Aachener Straße, Neusser Straße). Die Toranlage diente wohl ursprünglich nur dem Zugang zu den unmittelbar vor den Mauern liegenden landwirtschaftlichen Flächen (Severinsfeld; Pantaleonsfeld, später: Sülzer Feld), die zu Köln gehörten und von Kölner Bürgern bzw. deren Pächtern bewirtschaftet wurden.

Im 15. Jahrhundert wird an die Ulrepforte eine Mühle für das nahegelegene Kartäuserkloster angebaut. Sie erhält den Namen Kartäuser-Mühle.

Stadtmauer-Innenseite
(Stadtseite) um 1800

Die Ulrepforte mit der alten Windmühle, wie Samuel Prout sie 1824 sah

Um 1881, Aufnahme des Hoffotografs Anselm Schmitz (veröffentlicht in der sog. Köln-Edition des Archiv-Verlags, Braunschweig, Bd. V, Blatt 01056, im Zuge einer Sammlung von 12 Stadtmauerfotos aus dieser Zeit)

Weitere Um- und Ausbauten erfolgen bis in die 80er Jahre des 19. Jahrhunderts, zuletzt durch die Fabrikantenfamilie Guilleaume. Die Familie betrieb gleich vor der Stadtmauer eine große Seilerei und nutzte für einige Jahre die Ulrepforte als Lagerraum – es gingen nun also Arbeiter der Seilerei in der Pforte ein und aus. Bereits 1885/86 ließ die Familie Guilleaume die gesamte Anlage zu einer Gaststätte umbauen.

Auf der Caponnière errichtete man ein Restaurant im neogotischen Stil. Zudem erhielt der Mühlenturm einen romantischen Holzaufbau samt Aussichtsgalerie. Sonntagsausflügler und Spaziergänger, die auf den bepflanzten Festungsglacies flanierten, kehrten in die Gaststätte Ulrepforte ein und genossen den weiten Blick von der Aussichtsgalerie.

Um 1930

Die Idylle der Ulrepforte fand im 2. Weltkrieg ein vorläufiges Ende. Statt der Café-Gäste und Touristen kamen nun Kölner Bürger, die sich in den alten Gewölben vor den Bombenangriffen flüchteten. Die Ulrepforte diente als Luftschutzraum. Durch Kriegseinwirkungen wurde sie schwer beschädigt. Der Caponnièren-Aufbau des Jahres 1885/1886 wurde zerstört. Eine Nutzung des Gebäudes fand nach dem Krieg nicht mehr statt.

1949

1955 übernehmen die Kölner Roten Funken, deren Vorläufer, die Kölner Stadtsoldaten, im 17. und 18. Jahrhundert an den Kölner Stadttoren Wache hielten (wenngleich sie wohl niemals an der Ulrepforte selbst standen) und sich korrekterweise „Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V.“ nennen, mit ihrem Präsidenten Eberhard Hamacher an der Spitze, die Ulrepforte in Erbpacht. Die Gesamtanlage wird seitdem bis heute mit hohem finanziellem und ideellem Aufwand restauriert und für Vereinszwecke genutzt. Die Roten Funken stellen sich als das älteste Traditionskorps im Kölner Karneval mit großem stadtgeschichtlichen Hintergrund dar. Dies mit der Maßgabe, das der Erbpachtnehmer sowohl für den gesamten Außenbereich als auch für die Inneneinrichtung und Ausstattung zu sorgen hatte. Die Stadt gewährte dafür einen sehr niedrigen Erbpachtzins.

Die Ulrepforte ist eigentlich nur das alte Stadttor. Heute wird im allgemeinen Sprachgebrauch die Gesamtanlage, also das Tor, der Mühlenturm und die Caponnière, als Ulrepforte bezeichnet.

Beim Ulretor handelt es sich um ein sogenanntes Doppelturmtor, einen mehrgeschossigen Mittelbau mit Durchfahrt. An den feldseitigen Kanten sind Schalen oder Röhren angefügt. Im Südwesten der Stadt, wo sich unübersichtliches Gelände –auch vor dem Ulretor- erstreckte, überragte der Mittelbau der Stadttore die Flankentürme um ein zusätzliches Geschoß. Das Prinzip der Doppelturmtore geht auf römische Ursprünge zurück. Gleichwohl sind nach Aussage des Landeskonservators Prof. Dr. Udo Mainzer die Tore Kölns eine eigenschöpferische Leistung, welche die Blüte Kölner Baukunst widerspiegelt. Nach seiner Auffassung war die spätstaufische Bewehrung der Stadt Köln der Anfang der nun eintretenden Welle von Stadtbefestigungen im Rheinland.

 

1955, vor der Entschuttung

Der Name

Der Name der Ulrepforte hat nichts mit dem Namen Ulrich zu tun, was naheliegt, und was man auch aus dem Namen der angrenzenden Strasse, der Ulrichgasse folgern könnte. Auch „Eulen“ haben nichts zur Namensgebung beigetragen, wie man aus dem Dialektwort „Ülepooz“ schließen könnte.

Der Name stammt vielmehr von dem mittelhochdeutschen Wort „Ulner“ oder auch „Eulner“ und „Euler“ oder „Auler“ ab, was soviel bedeutet wie „Töpfer“. Der ursprüngliche Name Eulergasse findet sich auch im Mercator-Plan (1571) der Stadt Köln wieder), dem ältesten bekannten Kölner Stadtplan.

Die Töpfer mussten aus Sicherheitsgründen in dieser Gegend, weitab von bebauten und somit brandgefährdeten Stadtteilen siedeln und arbeiten. Hier befanden sich im Mittelalter nur Obst-, Gemüse- oder Weingärten sowie vereinzelte Hofanlagen.

Die oft diskutierte Frage, ob es nun „Ülepooz“ oder „Ühlepooz“ heißt, ist damit eigentlich auch entschieden. Da der Ursprungsname kein „h“ enthält, müsste man auch Ülepooz ohne „h“ schreiben. Aber der kölsche Dialekt –und auch die deutsche Sprache- sind flexibel und somit sind beide Schreibweisen erlaubt!

Einzelheiten zur Geschichte 

1154 ging von der Abtei St. Pantaleon, die Sitz der erzbischöflichen Hofhaltung war, die Anregung aus, die zwischenzeitlich im Vorfeld der 2. Stadtmauer errichteten Klöster und Stifte in einen sicheren Mauergürtel einzubeziehen.

Um 1179/80 begannen die Kölner Bürger mit Erd- und Bauarbeiten für die –seit langem geplante große –die Stadt im Halbkreis umfassende- Mauer. Dies führte zum Streit mit dem Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg. Die in diesem Jahr begonnenen Befestigungsarbeiten haben die Ausdehnung der Stadt auf über 700 Jahre festgeschrieben.

27. Juni 1180 beurkundet Erzbischof Philipp von Heinzberg den Kölner Bürgern, dass der „Streit um Wall und Graben“ durch den Schiedsspruch des Kaisers gemäß dem Rat der Fürsten geschlichtet sei. Die Urkunde wird am 18. August 1180 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestätigt.

Ab 1200 ist der Bau der Stadtmauer belegt. Sie wurde auf zuvor angeschütteten Erdwällen errichtet (momumenta Germaniae). Vor diesen Erdwällen wurde ein Graben von ca. 9 Metern Tiefe ausgehoben. Die Stadttore entstanden in der Zeit von 1210 bis 1250. Nach den Forschungen von Prof. Dr. Udo Mainzer gehört das Ulretor zu den bereits im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts – also den bis ca. 1230-  entstandenen Toren. Eine zweite Gruppe von Toren entstand um 1250. Die Ulrepforte gehört somit zu den ältesten Profanbauten in Köln.

30. April 1207 gestand König Philipp II. –bei einem Aufenthalt in Köln- der Stadt Köln das Recht zur selbständigen Instandhaltung und Erweiterung der Befestigung aus eigenen Mitteln und damit die volle Wehrfreiheit zu.

1212 erlaubte Kaiser Otto IV. den Kölnern zum Zwecke des Ausbaus ihrer Befestigungen die Erhebung eines „Mahl- und Braupfennigs“ je Malter Getreide für einen Zeitraum von drei Jahren. Aus diesem Sachverhalt kann geschlossen werden, dass weitere zusätzliche Finanzmittel für den Bau der Stadtmauer nicht erforderlich waren. Demnach kann der Abschluss der ersten Bauarbeiten (und somit auch die Fertigstellung des Ulretores) für die Jahre 1215 bis 1220 angenommen werden.

Um 1220 ist der Bau der Stadtmauer weitgehend abgeschlossen. Sie hat auf der sog. Feldseite 50, an der Rheinseite 16 Mauertürme. Der Bau der Stadttore erfolgt danach schrittweise. Demgegenüber geht der Vorsitzende des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz Paul Clemen (1866-1947) allerdings davon aus, dass die regelmäßige Art des Anschlusses der Stadtmauer auf beiden Seiten der Tore die gleichzeitige Entstehung der Tore und der Stadtmauer zu beweisen scheint.

1238 erließ König Konrad IV. ein Edikt, wonach Orte mit Stadtrecht Mauern von mind. 18 Fuß Höhe (ca. 5,65 m) und mind. 4 Fuß Stärke (ca. 1,25 m) haben müssen.

1245 erste Erwähnung eines Stadttores an dieser Stelle (Ulrepforte) im Schreinsbuch der Pfarrei St. Severin.

Ca. 1259 Fertigstellung der neuen Stadtmauer (3. Stadterweiterung). Sie umfasst eine Fläche von rd. 400 ha und ist die größte ummauerte Stadt nördlich der Alpen.

14./15. Oktober 1268 … „up der heiliger More naicht“ dringen die Anhänger von Erzbischof Engelbert II. und des Geschlechterverbandes der Weisen in der Nähe der Ulrepforte in die Stadt Köln ein. Einige Männer kriechen –mit Hilfe des unmittelbar an der Mauer wohnenden armen Schusters und Kerzendrehers Havenitz- durch einen Durchbruch unter der Stadtmauer hindurch und öffnen die Ulrepforte von innen. In blutiger Schlacht wird der Überfall von den Kölner Bürgern unter Führung der Overstolzen abgewehrt.

Etwa 100 Jahre später lässt die Stadt Köln am Ort des Durchbruchs zur Erinnerung an dieses denkwürdige Ereignis ein Steinrelief anbringen (heute Replikat, Original im Kölnischen Stadtmuseum). Es ist dies das älteste profane Denkmal in Deutschland.

1271 söhnten sich Erzbischof Engelbert von Falkenburg und die Stadt Köln aus. Albertus Magnus entwarf den Sühnevertrag, in dem Engelbert die Freiheiten Kölns anerkannte.

In den Berichten über dieses Ereignis wird dieses Stadttor erstmals als Ulrepforte bezeichnet. Das Tor war von zwei halbkreisförmigen, nach innen (Stadtseite) offenen Halbtürmen, flankiert. Die Halbtürme dienten zum einen der Stabilisierung der Mauer (damit sie nicht umkippte) und zum anderen ermöglichten sie es den Verteidigern der Stadt, aus einer vor der Stadtmauer liegenden, geschützten Position, parallel zu derselben zu schießen. Das Ulretor war rd. vier Meter breit. Es hatte somit den schmalsten Durchgang der kölnischen Stadttore.

Nach der vermutlich seit dem Ende des 14. Jahrhunderts bestehenden städtischen Wachtordnung, die erst 1583 durch eine neue Ordnung aufgrund sog. Kolonellschaften (Bezirke) abgelöst wurde, war es Aufgabe der Gaffeln bestimmte Abschnitte der Stadtmauer zu sichern. Dem Brauamt war für den Verteidigungsfall die Mauer am Kartäuserwall, vom Turm östlich bis zum dritten Turm westliche der Ulrepforte zur Bewachung zugewiesen. Die Brauer mussten 16 Mann stellen, je drei sollten die vier Türme und vier Mann die Ulrepforte besetzt halten. Die Ulrepforte und der 2. und 3. westliche Turm stehen noch heute. Die Türme befinden sich ebenfalls im Besitz alter Traditionskorps des Kölner Karnevals, den Blauen Funken und der Prinzen Garde. Übrigens: Diese beiden Gesellschaften sind 1870 bzw. 1906 aus den Roten Funken hervorgegangen.

1446 wird ein Umbau erwähnt, näheres ist jedoch nicht bekannt. Spätestens zu dieser Zeit wurde die Anlage als Stadttor aufgegeben. In das Halbrund des nord-westlichen Halbturms wird ein runder Mühlenturm eingebaut, dem man eine Windmühle (Kappenmühle) aufsetzte. Der für den Mühlenbetrieb benötigte ca. fünf Meter breite Umgang oberhalb des Mahlwerks wurde dadurch hergestellt, dass man diesen stadtseitig mit acht hohen Bogenstellungen an den Turm anbaute. Auf der Feldseite wurden dafür die bis dahin offenen Halbtürme mit einem flachen Dach versehen.

1453-1468 baute man an der Feldseite ein Vorwerk, „Caponnière“ genannt, an. Es handelt sich um ein zweigeschossiges Festungsgebäude, welches fast ganz im damaligen Stadtgraben, der rd. 9 Meter tief war, verschwand. Die Dicke der Außenwand beträgt rd. 1,60 Meter, die sich in den Pfeilerbereichen auf ca. 1,80 Meter erweitert. Das Dach ist an den dünnsten Stellen ca. 1,20 Meter dick. Der notwendige separate Zugang zur Caponnière war mit einem befestigten Gang, der durch das alte Stadttor betreten wurde, gewährleistet.

1644 wurde eine Wohnung für den Kartäuser-Müller in den süd-östlichen Halbturm eingebaut. Dieser erhielt dabei ein Spitzdach, sowie einen Anbau in Richtung der heutigen Strasse Kartäuserwall.

Anlass war, dass die Mönche des gegenüberliegenden Kartäuserklosters beim Rat der Stadt Köln darüber Klage geführt hatten, dass die im Turm liegende Müllerwohnung „uns wegen der Aussicht sehr lästig ist und an einen Ort unterhalb des Turms verlegt werden solle“ Gemeint war wohl der damals noch überbaute Umgang, der sog. Müllergang; vgl. auch den Stich von Samuel Prout von 1824.

Die Stadt Köln (die Ulrepforte war zu diesem Zeitpunkt offensichtlich im (Mit-) Besitz der Stadt Köln und das Kloster finanzierten den Neubau der Müllerwohnung gemeinsam mit rd. 280 Talern.

Der so erreichte Bauzustand erhält sich dann bis in das 19. Jahrhundert, wie eine zeichnerische Bauaufnahme aus dem Jahre 1881 belegt. Der Kölner Architekten- und Ingenieurverein –AIV- hatte unter seinem damaligen Vorsitzenden, dem Architekten und Diözesanbaumeister Heinrich Wiethase (1833-1893) eine Dokumentation der stadtkölnischen Mauer und insbesondere der Torburgen veranlasst, bevor diese in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts niedergerissen wurden.

Das Ergebnis dieser Arbeiten wurde als Buch mit dem Titel „Kölner Thorburgen und Befestigungen 1180 – 1882“ im Jahre 1883 veröffentlicht. Auf der Grundlage dieser Zeichnungen wurden die Rekonstruktionsarbeiten des süd-östlichen Halbturms in den Jahren 1991 bis 1994 durchgeführt.

1682 In dieses Jahr datiert Paul Clemen den Einbau der Müllerwohnung.

1670/71 wurden die reichsstädtischen Befestigungsanlagen wegen der fortwährenden Bedrohung durch Frankreich und Kurköln verstärkt und ausgebaut. Rund 114 000 Gulden wurden für Arbeiten an neuen Befestigungsanlagen ausgegeben.

Bereits seit den 1630er Jahren wurden die Festungswerke der Stadt nach und nach ausgebaut oder erneuert. So wurde 1646 ein Bollwerk vor dem Eigelsteintor errichtet; 1667 wurden die Arbeiten in größerem Umfange wieder aufgenommen und gleichzeitig die Zahl der Stadtsoldaten und die Menge des Kriegsgerätes aufgestockt. 1670/71 wurde für 12 000 Reichstaler ein Bollwerk zwischen Severinstor und dem Weyertor angelegt, welches auch die Befestigungsanlagen des Ulretores mit umfasste.

1827 ist im Urkataster der Stadt Köln (Handriß) eine Witwe Herriger als Eigentümerin verzeichnet. Die in dieser Karte dargestellte Parzellenaufteilung, die auch einzelne Teile der Gesamtanlage eigentumsrechtlich separiert, deutet auf mehrere Eigentümer der verschiedenen Gebäudeteile in den vorhergehenden Jahren hin.

1841 wurde die Ulrepforte an die Familie Hochkirchen verkauft. Später kam dann ein weiterer Verkauf an die Fabrikantenfamilie Guilleaume.

1881, am 11. Juni dieses Jahres begann der Abriss der alten Kölner Stadtmauer, um das weitere Wachstum der Stadt Köln zu ermöglichen. Zuvor war der Festungsstatus der Stadt, der bis dahin jede Entwicklung verhinderte, von der preußischen Staatsregierung aufgehoben worden. Zwei Türme (Bottmühle und Ulrepforte), drei Tore (Severins-, Hahnen- und Eigelsteintor sowie drei Teilstücke der Mauer (an der Bottmühle, am Sachsen- und am Hansaring) wurden zu historischen Denkmälern erklärt und vom Abbruch verschont. Der Anschluss der ehemaligen Stadtmauer ist noch heute an beiden Seiten der Ulrepforte zu erkennen.

1885/1886 wurde die alte Kartäusermühle durch den neuen Eigentümer abgebaut und der Turm erhielt seine heutige Höhe sowie eine neue, neugotische Turmhaube.

1907 hat die Witwe des Kommerzienrats Franz Carl Guilleaume, Antoinette Guilleaume geb. Gründgens (Tante von Gustaf Gründgens) die Ulrepforte per Schenkung an die Stadt Köln übertragen.

1939-1945 Die Idylle der Ulrepforte fand im 2. Weltkrieg ein vorläufiges Ende. Statt der Café-Gäste und Touristen kamen nun Kölner Bürger, die sich in den alten Gewölben vor den Bombenangriffen flüchteten. Die Ulrepforte diente als Luftschutzraum. Durch Kriegseinwirkungen wurde sie schwer beschädigt. Der Caponnièren-Aufbau des Jahres 1885/1886 wurde zerstört. Eine Nutzung des Gebäudes fand nach dem Krieg nicht mehr statt.

1955 übernehmen die Kölner Roten Funken deren Vorläufer, die Kölner Stadtsoldaten, welche im 17. und 18. Jahrhundert an den Kölner Stadttoren Wache hielten – wenngleich sie wohl niemals an der Ulrepforte selbst standen und sich korrekterweise „Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V.“ nennen, mit ihrem Präsidenten Eberhard Hamacher an der Spitze, die Ulrepforte in Erbpacht. Die Gesamtanlage wird seitdem bis heute mit hohem finanziellem und ideellem Aufwand restauriert und für Vereinszwecke genutzt. Die Roten Funken stellen sich als das älteste Traditionskorps im Kölner Karneval mit großem stadtgeschichtlichen Hintergrund dar. Dies mit der Maßgabe, dass der Erbpachtnehmer sowohl gesamten Außenbereich als auch für die Inneneinrichtung und Ausstattung zu sorgen hatte. Die Stadt gewährte dafür einen sehr niedrigen Erbpachtzins.

Eberhard Hamacher
1888-1965
Präsident und Kommandant
(„Hardes vun Fluh“)
1945-1965

Mehrere Entschuttungsaktionen, mit dabei war der Bürgermeister und spätere Oberbürgermeister der Stadt Köln, Theo Burauen (bei den Roten Funken „Gineral Flintenbein“ genannt), wurden durchgeführt. Die festliche Einweihung von Erdgeschoß und Turm fand am 30. September 1956 durch Oberbürgermeister Dr. Ernst Schwering statt.

Nun wurden in der großen Familie der Roten Funken die Ärmel hochgekrämpelt und es ging mit Elan an die Detailverwirklichung des im Laufe der Zeit immer schöner werdenden Baudenkmals. Im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten wurde vieles geschaffen und zum Innenausbau durch viele fleißige Hände beigetragen.

Zwischendurch, das war 1966, wurde der Verein der Freunde und Förderer der Ühlepooz ‚Fritz Everhan-Stiftung‘ e.V. gegründet.

1968 wurde dem Turm unter der Aufsicht der damaligen Stadtkonservatorin Frau Dr. Hannah Adenauer die neue Wetterfahne, die zwei wibbelnde Funken zeigt, aufgesetzt.

1972 bis 1993 Es ging immer weiter. Bemerkenswert ist, dass das Kellergeschoß freigelegt wurde und man damit begann, dieses für die Vereinszwecke der Roten Funken zu restaurieren.

Immer wieder wurden umfassende Bauarbeiten durchgeführt. So die Renovierung des hölzernen Turmumgangs mit umfassender Sanierung des Holzwerks und die Innensanierung des nord-westlichen Halbturms. Die Tuff-Innenausmauerung der alten Halbschale musste vollständig erneuert werden. Sie zeigt sich heute in einem hervorragenden Zustand und interessanten denkmaltechnischen Details (z.B. Balkenauflager einer Zwischendecke und Balkenauflager des Lehrgerüstes für das Gewölbe).

Es folgte die Sanierung und Rekonstruktion des süd-östlichen Halbturms auf der Grundlage einer zeichnerischen Bauaufnahme von 1881. Weitere Einzelmaßnahmen waren u.a. die Sanierung der Außenhaut, das Wiederherstellen eines alten Fensters, das Wiederherstellen des alten Wurferkers und ergänzende Sanierungsmaßnahmen in den Innenräumen.

Den größten Aufwand in diesen Jahren erforderte der Wiederaufbau des historischen Spitzdaches auf diesem Halbturm (dem Teil der ehemaligen Wohnung des Kartäuser-Müllers aus 1644). Dadurch konnte die seit dem Zweiten Weltkrieg bestehende provisorische und problematische und ebenso regenwasserdurchlässige Situation bereinigt und im 2. Obergeschoß ein weiterer Raum für Vereinszwecke gewonnen werden.

1994 Nun, also 200 Jahre nach der Besetzung der Stadt Köln durch die Franzosen, weht wieder die Funkenfahne, diesmal als Wetterfahne auf diesem Halbturm über der alten Kölner Stadtmauer.

Einbau des großen Fensters am späteren Vorstandszimmer

Die neue Wetterfahne wird aufgesetzt

Caponniere im Kellenputz

1995-1997 Später kam die Sanierung der Caponnière durch eine Isolierung der Fundamente und die Wiederherstellung der ursprünglichen Fassadengliederung dazu. Ferner wurde ein sogenannter Kellenputz aufgetragen.

Die Umgebung der Ulrepforte wurde in diesem Zusammenhang von starkem pflanzlichem Bewuchs befreit, der die Fundamente bereits deutlich angegriffen hatte und im Übrigen nicht der historischen Situation entsprach. Die Freiflächen neben der Ulrepforte wurden neu gestaltet.

1998 Zum 175-jährigen Jubiläum der Roten Funken malte der Kunstmaler Raffael Becker im Stile der mittelalterlichen Tafelmalerei ein Triptychon, betitelt „Geschichte der Ulrepforte“. Auf den drei Teilen des Bildes wird die (vermutete) bauliche Situation der Ulrepforte im 13. Jahrhundert, die Bausituation im 17. Jahrhundert und im Jubiläumsjahr 1998 dargestellt. Die Darstellung des Bauwerks wird durch historisch belegte Szenen sowie Text- und Bildcollagen, ergänzt.

1999 bis 2004 wurde u.a. der große Arkadenbereich des Mühlenturms saniert. Der Boden wurde mit einer Basalt-Pflasterung neu gestaltet. Das aufgehende viel- und großflächige Mauerwerk und die Säulen wurden gereinigt, schadhafte Stellen wurden ausgebessert, neu verfugt und insgesamt unter den Gesichtspunkten der Denkmalpflege saniert. Ergänzend kamen noch viele Kleingewerke hinzu, die ihren Tribut verlangten, d.h. finanzielle Erfordernisse auslösten. Immer wieder.

2005 war das Jahr mit der Vollendung des neuen Beleuchtungsprojekts: Unsere Ulrepforte erstrahlt seitdem aufgrund einer technisch hochgradigen Ausstattung abends in einem gebührenden und dem Gebäude gerecht werdenden Licht. Hier ist einem Groß-Sponsor für seine namhafte Mitwirkung zu danken.

Das Licht ging an …
und alle staunten

Der verhüllte Turmhelm

2006 Wieder eine Großbaumaßnahme: Diesmal war der Turmhelm, wie die Fachleute sagen – oder die Turmlaterne, so nennen wir sie, sanierungsbedürftig. Eine mehrmonatige Baustelle wurde beschert. Man bedanke sich für einen Zuschuss aus der Denkmalsförderung des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Roten Funken haben auch hier im Rahmen ihrer Möglichkeiten kräftig mitgeholfen und der „Förderverein Ühlepooz“ mit seinen Freunden und Förderern war ebenso stark in die Finanzierung eingebunden.

Hier sollte vorübergehend ein Strich gezogen werden. Es wird immer wieder am und im Gebäude Ulrepforte gearbeitet, saniert, repariert, restauriert – eine endlose Geschichte, aber eine, die allen Beteiligten Freude bereitet. Das nicht aus Egoismus und Eigennutzen, haben doch alle das Ziel, das historisch bedeutsame Kleinod zu bewahren. Und eben für diese gute Sache sollten sich auch weiterhin alle erreichbaren Möglichkeiten erschließen.

Hinweis: Im Kapitel „Wer sind wir?“ geht’s weiter…und noch mehr in „die Moderne“.